
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bei Katzen: Symptome & Behandlung
Die Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen, auch feline Hyperthyreose, ist eine häufige Erkrankung des Stoffwechsels. In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen, welche Ursachen es für die Überfunktion der Schilddrüsen bei Ihrer Katze gibt, wie Sie Symptome erkennen und welche Behandlungen helfen können.
Inhaltsverzeichnis
Krankheitssteckbrief: Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen
- Symptome: Gewichtsverlust trotz gesteigerten Appetits, vermehrtes Trinken und Urinieren, Erbrechen, Durchfall, Unruhe
- Verlauf: Meist chronisch, unbehandelt potenziell lebensbedrohlich
- Schwere der Erkrankung: Unterschiedlich
- Häufigkeit: Sehr häufig bei älteren Katzen (ab 8 Jahren)
- Vorkommen: Bei allen Rassen, vor allem bei älteren Katzen
- Diagnose: Tierärztliche Untersuchung, Bluttests zur Bestimmung der Schilddrüsenhormone
- Behandlung: Unterschiedliche Methoden, häufig Medikamente, Radiojodtherapie oder chirurgische Entfernung der Schilddrüse
- Prognose: Gut bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung
- Ansteckungsgefahr: Nicht ansteckend
- Fachgebiet: Endokrinologie
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen?
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es zu einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen. Dies führt zu einer erheblichen Steigerung der Rate des Stoffwechsels, was den Körper Ihrer Katze stark belastet. Meist entsteht die Überfunktion durch krankhafte Veränderungen der Schilddrüse.
Etwa 30 % der betroffenen Katzen haben einen gutartigen Tumor (Adenom) in einem der beiden Schilddrüsenlappen, der die übermäßige Hormonproduktion verursacht. Bei rund 70 % der Fälle liegt eine sogenannte adenomatöse Hyperplasie vor – eine Vergrößerung und Überaktivität beider Schilddrüsenlappen. In seltenen Fällen ist ein bösartiger Tumor (Karzinom) für die Schilddrüsenüberfunktion verantwortlich.
Unabhängig davon, ob die Ursache ein Adenom, eine Hyperplasie oder ein Karzinom ist, bleibt die Hyperthyreose bestehen und Ihre Katze muss behandelt werden. Ohne Therapie kann die übermäßige Produktion der Schilddrüsenhormone langfristig zu schweren gesundheitlichen Schäden führen und sogar lebensbedrohlich werden.
Welche Komplikationen kann eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen verursachen?
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann bei Katzen ernsthafte Komplikationen verursachen – vor allem, wenn sie unbehandelt bleibt. Die erhöhte Produktion von Schilddrüsenhormonen führt zu einer gesteigerten Herzfrequenz und Auswurfleistung des Herzens. Dies belastet das Herz-Kreislauf-System erheblich und kann bei der Katze zu Bluthochdruck (Hypertonie) und Herzerkrankungen wie einer Herzmuskelverdickung (hypertrophe Kardiomyopathie) führen.
Ein weiteres Risiko besteht in den Folgen des Bluthochdrucks. Bei einigen Katzen kann es zu plötzlicher Erblindung kommen, ausgelöst durch Netzhautblutungen oder Netzhautablösungen. Diese entstehen, wenn der erhöhte Blutdruck die empfindlichen Blutgefäße in der Netzhaut schädigt.
Zudem kann eine Hyperthyreose die Nieren der Katze belasten, da der gesteigerte Stoffwechsel den Bedarf an Durchblutung und Filtration erhöht. Dies kann besonders gefährlich sein, wenn bereits eine chronische Erkrankung der Nieren, wie eine Niereninsuffizienz, bei der Katze vorliegt. Die Kombination beider Krankheiten verschlechtert die Prognose und erfordert eine besonders sorgfältige tierärztliche Betreuung.
Wie hoch ist die Lebenserwartung von Katzen mit Hyperthyreose?
Die Lebenserwartung von Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion hängt maßgeblich von einer frühzeitigen Diagnose und der richtigen Behandlung ab. Da die Erkrankung in den meisten Fällen durch einen gutartigen Tumor oder eine Veränderung des Schilddrüsengewebes verursacht wird, ist die Prognose in der Regel gut. Mit geeigneten Therapiemethoden kann die feline Hyperthyreose effektiv kontrolliert werden, sodass betroffene Katzen trotz der Erkrankung ein langes und erfülltes Leben führen können.
Bei alten Katzen, die häufig an einer Schilddrüsenüberfunktion erkranken, kann die Lebenserwartung ebenfalls positiv beeinflusst werden, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. Wichtig ist jedoch, dass bei diesen Katzen Begleiterkrankungen wie Niereninsuffizienz oder Herzerkrankungen berücksichtigt werden, da diese den Verlauf der Hyperthyreose negativ beeinflussen können. Eine engmaschige tierärztliche Betreuung ist daher besonders wichtig, um die Lebenserwartung älterer Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion positiv zu beeinflussen.
Was sind die Symptome einer Hyperthyreose bei Katzen?

Die Schilddrüsenüberfunktion kann bei Katzen eine Vielzahl von Symptomen auslösen, da die Schilddrüsenhormone nahezu alle Organe im Körper Ihrer Samtpfote beeinflussen. Betroffen können vor allem der Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System und die Verdauung sein. Dabei können Anzeichen je nach Krankheitsverlauf und Allgemeinzustand der Katze unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Häufig beobachtete Symptome bei Katzen mit Hyperthyreose sind:
- Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
- Wesensveränderung, beispielsweise Unruhe, Nervosität, Aggressivität oder erhöhte Aktivität
- Vermehrtes Trinken und häufigeres Urinieren
- Erbrechen der Katze
- Durchfall bei der Katze
- Mattes, struppiges oder ungepflegt wirkendes Fell
Wie diagnostiziert der Tierarzt eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen?
Um eine feline Hyperthyreose eindeutig zu diagnostizieren, kombiniert die Tierärztin oder der Tierarzt verschiedene Untersuchungen, wobei die Blutuntersuchung bei der Katze als wichtigste diagnostische Maßnahme gilt.
Bei den meisten Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion zeigen sich deutlich erhöhte Werte des Hormons Thyroxin (T4) im Blutserum. In einigen Fällen, insbesondere bei Katzen mit milden Symptomen, können die T4-Werte jedoch nur leicht erhöht oder sogar normal sein. In solchen Situationen hilft eine weitere Untersuchung der freien T4-Konzentration (fT4) im Blut. Alternativ kann der T4-Wert nach einer gewissen Zeit erneut überprüft werden. Ist das Ergebnis weiterhin unklar, kann ein sogenannter T3-Suppressionstest durchgeführt werden, der endgültige Klarheit bringt.
Neben einer Blutuntersuchung kann eine tastbare Verdickung im Halsbereich ein erster Hinweis auf eine Hyperthyreose sein. Dort liegen die beiden Schilddrüsenlappen rechts und links der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfs. Normalerweise ist die Schilddrüse nicht tastbar, doch bei etwa 90 % der betroffenen Katzen lässt sich im Falle einer Überfunktion der Schilddrüse eine Vergrößerung ertasten. Dabei ist meist ein Schilddrüsenlappen stärker betroffen als der andere. Allerdings können auch andere Ursachen zu Verdickungen im Halsbereich führen. In solchen Fällen kann eine Ultraschalluntersuchung bei der Katze klären, ob die Vergrößerung tatsächlich von der Schilddrüse ausgeht.
Da Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion oft an Begleiterkrankungen wie Nieren- oder Leberproblemen leiden, können weitere Untersuchungen von der Tierärztin oder dem Tierarzt angeordnet werden. Diese helfen, den allgemeinen Gesundheitszustand Ihrer Katze zu beurteilen und die Therapie der Hyperthyreose individuell anzupassen.
Tierärztliche Behandlung: Ist eine Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen heilbar?

Obwohl eine Schilddrüsenüberfunktion meist chronisch ist, lässt sie sich mit den entsprechenden Therapien in vielen Fällen gut kontrollieren. Die Behandlung einer Hyperthyreose zielt bei Katzen darauf ab, die übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen zu regulieren und die Belastung für den Organismus zu minimieren. Auch Symptome wie Gewichtsverlust, Unruhe oder Bluthochdruck sollen gelindert werden. Dabei wird stets darauf geachtet, Begleiterkrankungen, wie Probleme mit den Nieren, zu berücksichtigen. Eine Senkung der Schilddrüsenhormone kann den Verlauf dieser Erkrankungen beeinflussen.
Die Wahl der Therapie hängt von Faktoren wie dem Gesundheitszustand der Katze und ihrem Alter ab. Im Folgenden stellen wir Ihnen die gängigsten Behandlungsmethoden vor, die immer individuell auf die Bedürfnisse Ihrer Katze abgestimmt werden müssen.
Medikamente für Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion
Die Behandlung einer Katze mit Schilddrüsenüberfunktion mit Medikamenten ist häufig die erste Wahl der Therapie, insbesondere wenn der Gesundheitszustand oder das Alter der Katze keine invasiven Verfahren zulässt. Dabei werden in der Regel Wirkstoffe wie Thiamazol oder Carbimazol eingesetzt. Diese Medikamente hemmen gezielt die Produktion von Schilddrüsenhormonen und senken so deren Spiegel im Blut.
Da die Dosierung der Medikamente bei einer Hyperthyreose individuell an die Katze angepasst werden muss, ist eine engmaschige Kontrolle durch die Tierärztin oder den Tierarzt erforderlich. Bei der Gabe von Tabletten mit dem Wirkstoff Thiamazol oder Carbimazol werden beispielsweise in kurzen Abständen Blutuntersuchungen durchgeführt, um die Wirkung der Medikamente zu überprüfen und die optimale Dosierung festzulegen.
Die Therapie mit Medikamenten wird bei Katzen mit Hyperthyreose häufig als lebenslange Behandlung gewählt. Bei konsequenter Durchführung kontrolliert sie nicht nur die Grunderkrankung, sondern auch die auftretenden Symptome und kann die Lebensqualität der Katze auf diese Weise deutlich verbessern.
Radiojodtherapie bei Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion
Die Radiojodtherapie ist eine langfristige Behandlungsmethode, die vor allem für Schilddrüsenüberfunktionen bei Katzen ohne schwere Begleiterkrankungen geeignet sein kann. Hierbei wird der Katze einmalig radioaktives Jod injiziert, das von den überaktiven Schilddrüsenzellen aufgenommen wird. Das Jod zerstört diese Zellen gezielt, während gesundes Schilddrüsengewebe und andere Organe geschont werden.
Die Behandlung ist in über 95 % der Fälle erfolgreich und die Schilddrüsenüberfunktion wird dauerhaft behoben. Nach der Radiojodtherapie benötigt die Katze in der Regel keine Tabletten mit den Wirkstoffen Thiamazol oder Carbimazol mehr. Zudem ist diese Methode minimalinvasiv und birgt in der Regel ein geringes Risiko für Komplikationen.
Chirurgische Entfernung der Schilddrüse bei Katzen
Die chirurgische Entfernung der Schilddrüsenlappen ist eine weitere Methode zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen. Diese Therapie wird häufig angewendet, wenn nur ein Schilddrüsenlappen vergrößert ist oder wenn ein bösartiger Tumor die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion der Katze ist und noch keine Metastasen vorhanden sind.
Für die Operation wird die Katze unter Narkose gesetzt. Dabei entfernt die Tierärztin oder der Tierarzt den betroffenen Schilddrüsenlappen vollständig. Nach der Operation ist eine intensive Nachsorge nötig, einschließlich regelmäßiger tierärztlicher Kontrollen und Bluttests, um den Hormonspiegel zu überwachen.

So unterstützen Sie Ihre Katze während der Behandlung ihrer Schilddrüsenüberfunktion
Nach der Diagnose „Schilddrüsenüberfunktion“ ist eine Ihrer wichtigsten Aufgaben die zuverlässige Verabreichung der Medikamente. Verabreichen Sie die Tabletten mit den Wirkstoffen Thiamazol oder Carbimazol sowie andere tierärztlich verschriebene Medikamente immer exakt nach den Vorgaben. Sprechen Sie bei Problemen mit der Gabe oder beim Auftreten von starken Nebenwirkungen schnellstmöglich mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt.
Ebenso wichtig ist das Einhalten der regelmäßigen tierärztlichen Kontrollen. Vor allem in der Anfangsphase der Behandlung finden diese in kürzeren Abständen statt, um sicherzustellen, dass die Therapie optimal wirkt. Auch langfristig bleiben Kontrolltermine unerlässlich, um den Gesundheitszustand Ihrer Katze zu überwachen und mögliche Begleiterkrankungen rechtzeitig zu erkennen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Futter Ihrer Katze. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann die Umstellung auf Spezialfutter, das frei von Jod ist, die Therapie effektiv unterstützen, da die Schilddrüse Jod für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt. Achten Sie darauf, die Katzenernährung nach den Empfehlungen der Tierärztin oder des Tierarztes zu gestalten. Vermeiden Sie dementsprechend auch Snacks oder Leckerlis, die Jod enthalten könnten. Zum einen kann ausgewogenes und hochwertiges Futter zur Regulierung der Schilddrüsenüberfunktion bei Ihrer Katze beitragen, zum anderen unterstützt eine durchdachte Ernährung auch die allgemeine Gesundheit Ihrer Samtpfote. Eine ruhige Umgebung, regelmäßige Abläufe und Zuwendung tragen ebenfalls dazu bei, Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden zu fördern.
Fazit: Eine Katze kann trotz Schilddrüsenüberfunktion ein schönes Leben führen
Die Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen ist eine häufige, aber gut behandelbare Erkrankung, die dank moderner Therapiemöglichkeiten effektiv kontrolliert werden kann. Ob Medikamente, Radiojodtherapie oder eine Operation – die Behandlung wird individuell auf die Bedürfnisse Ihrer Katze und ihren Gesundheitszustand abgestimmt. Eine enge Zusammenarbeit mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt ist dabei essentiell, um die bestmögliche Therapie zu finden. Vertrauen Sie auf die tierärztliche Expertise und zögern Sie nicht, bei Fragen oder Unsicherheiten Unterstützung einzuholen. Gemeinsam mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt schaffen Sie die besten Voraussetzungen für die Gesundheit Ihrer Katze.
Quellenangaben:
- https://www.bft-online.de/kleintiergesundheit/hungrig-und-hyperaktiv-katzen-mit-schilddruesenueberfunktion
- https://www.med.vetmed.uni-muenchen.de/einrichtungen/innere_medizin/leistungen/endokrinologie/hyperthyreose.pdf
- https://tierarzt-baerenwiese.de/hyperthyreose-bei-katzen-ein-ueberblick
- https://www.ktmoos.ch/portfolio/schilddruesenueberfunktion-bei-katzen-2
- https://www.drhoelter.de/tierarzt/tierkrankheiten/schilddruesenueberfunktion-bei-katzen.html
- https://www.vetmeduni.ac.at/radioonkologie-nuklearmedizin/dienstleistungen/nuklearmedizin-kleintiere/therapien/radiojodtherapie-bei-der-katze