
Cushing-Syndrom beim Hund: Symptome, Diagnose & Behandlung
Das Cushing-Syndrom beim Hund ist eine hormonelle Erkrankung, die oft schleichend verläuft und schwer zu erkennen ist. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über Ursachen, typische Symptome, Diagnosemöglichkeiten und die passende Behandlung.
Inhaltsverzeichnis
Krankheitssteckbrief: Cushing-Syndrom bei Hunden
- Ursachen: Häufig Tumor der Hypophyse (Morbus Cushing) des Hundes, seltener Tumor der Nebennierenrinde oder langfristige Cortisonbehandlung
- Symptome: Vermehrtes Trinken und Urinieren, Muskelabbau, vergrößerter Bauchumfang, Haarausfall, Hautveränderungen, Zittern, veränderter Appetit
- Verlauf: Meist chronisch, entwickelt sich schleichend
- Schwere der Erkrankung: Unterschiedlich, kann unbehandelt lebensverkürzend sein
- Häufigkeit: Relativ häufige hormonelle Erkrankung bei älteren Hunden
- Vorkommen: Bei allen Rassen möglich, kleine Rassen tendenziell häufiger betroffen
- Diagnose: Klinische Untersuchung, Bluttest (z. B. ACTH-Stimulationstest), Ultraschall
- Behandlung: Lebenslange Gabe von Medikamenten, ggf. Operation bei Tumoren
- Prognose: Stabilisierbar bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter Therapie
- Ansteckungsgefahr: Nicht ansteckend
- Fachgebiet: Endokrinologie
Was ist das Cushing-Syndrom beim Hund?
Das Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus) beim Hund ist eine chronisch fortschreitende Störung der Hormone, bei der der Körper dauerhaft zu viel Cortisol produziert. Dieses Stresshormon wird in der Nebennierenrinde, einem Teil der Nieren, gebildet und spielt eine wichtige Rolle bei Stoffwechsel, Immunsystem und Kreislauf. Eine Überproduktion von Cortisol – auch bekannt als Hyperadrenokortizismus – bringt den gesamten Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht und kann unterschiedliche Beschwerden verursachen.
Warum tritt das Cushing-Syndrom bei Hunden auf?
Die häufigste Ursache für das Cushing-Syndrom beim Hund ist ein Tumor, der meist gutartig ist und sich in der Hirnanhangsdrüse gebildet hat. Diese produziert ein adrenocorticotropes Hormon (ACTH), das die Nebennieren zur Cortisolproduktion anregt. Wird ACTH auch dann weiterhin ausgeschüttet, wenn bereits genug Cortisol im Körper vorhanden ist, entsteht ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel. Diese Form wird beim Hund als Morbus Cushing bezeichnet und macht rund 80-85 % aller Fälle aus.
In etwa 15-20 % der Fälle liegt die Ursache in einem Tumor der Nebennierenrinde – unabhängig vom ACTH-Spiegel. Diese Variante wird als adrenales Cushing-Syndrom bezeichnet und tritt tendenziell häufiger bei größeren Hunderassen auf.
Deutlich seltener entsteht das iatrogene Cushing-Syndrom durch die längerfristige Gabe von Kortikosteroiden, etwa bei chronischen Hauterkrankungen. Obwohl es sich hierbei nicht um eine körpereigene Überproduktion handelt, zeigen betroffene Hunde vergleichbare Symptome.
Welche Symptome zeigt ein Hund mit Cushing-Syndrom?

Das Cushing-Syndrom entwickelt sich bei Hunden meist schleichend – erste Anzeichen werden deshalb oft als normale Alterserscheinungen abgetan. Symptome wie übermäßiges Trinken, vermehrter Urinabsatz oder Veränderungen am Fell können erste Hinweise auf das Cushing-Syndrom beim Hund sein. Der erhöhte Cortisolspiegel stört zahlreiche Stoffwechselprozesse und schwächt langfristig das Immunsystem. Typische Symptome bei einem Hund mit Morbus Cushing im Überblick:
- Vermehrtes Trinken und häufiges Urinieren: Cortisol wirkt entwässernd. Betroffene Hunde trinken überdurchschnittlich viel und müssen entsprechend häufig urinieren.
- Veränderter Appetit: Viele Hunde entwickeln Heißhunger, andere Hunde verlieren das Interesse am Fressen.
- Zunahme des Bauchumfangs: Ein „hängender Bauch“ entsteht bei Hunden mit Cushing durch eine Kombination aus Muskelschwäche, Fettverlagerung und aufgetriebenem Bauchraum.
- Haut- und Fellveränderungen: Dazu gehören Haarausfall, dünne Haut, Infektionen der Haut sowie Verfärbungen. Bei einem Hund mit Cushing-Syndrom können auch Juckreiz, Mitesser und verkalkte Hautstellen auftreten.
- Zittern und Muskelschwäche: Bereits geringe Anstrengungen führen bei manchen Hunden mit Cushing-Syndrom zu Zittern oder Erschöpfung.
- Veränderungen an den Augen: Bei einem Hund mit Cushing-Syndrom können Blutungen, sichtbare Gefäße oder ein getrübter Blick durch Bluthochdruck oder Kreislaufprobleme verursacht werden.
- Antriebslosigkeit und vermehrtes Hecheln: Viele betroffene Hunde wirken müde, ziehen sich zurück oder hecheln ohne erkennbare Anstrengung.
- Wundheilungsstörungen und Infektanfälligkeit: Cortisol unterdrückt das Immunsystem – die Folge sind schlechte Wundheilung und häufige bakterielle Infektionen.
- Hormonelle Auffälligkeiten: Bei Hündinnen kann der Sexualzyklus gestört sein, bei Rüden kann es zur Schrumpfung der Hoden kommen.
- Diabetes mellitus: Bei etwa 20 % der Hunde kann sich infolge des Cushing-Syndroms auch ein Diabetes entwickeln.
Im Endstadium des Cushing-Syndroms können sich beim Hund schwerwiegende Symptome wie ausgeprägte Muskelschwäche und in einigen Fällen neurologische Ausfälle zeigen. Auch anhaltender oder wiederkehrender Durchfall sowie Appetitlosigkeit sollten bei Hunden mit Cushing-Syndrom ernstgenommen werden, denn oft ist dies ein Zeichen für einen gestörten Hormonhaushalt oder ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium. Wenn die Lebensqualität Ihres Vierbeiners also plötzlich stark eingeschränkt zu sein scheint, könnte das ein Symptom dafür sein, dass das Cushing-Syndrom beim Hund das Endstadium erreicht hat.
Wie wird das Cushing-Syndrom beim Hund diagnostiziert?
Die Diagnose des Cushing-Syndroms beim Hund erfordert mehrere Schritte, da die Anzeichen auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Zu Beginn führt die Tierärztin oder der Tierarzt bei Hunden mit Verdacht auf Cushing-Syndrom meist verschiedene Tests, wie Bluttests, ein Urinprofil und häufig einen Ultraschall durch. Typische Hinweise für das Cushing-Syndrom beim Hund sind erhöhte Leberwerte, hohe Cholesterin- und Blutwerte (Blutzucker), eine verminderte Urinkonzentration sowie gelegentlich Hautinfektionen oder eine Blasenentzündung.
Je nach Befund folgen spezielle Hormonfunktionstests, etwa:
- ACTH-Stimulationstest: Zeigt, wie stark die Nebennieren auf das Hormon ACTH reagieren – hilfreich für die Therapiekontrolle.
- Low-Dose-Dexamethason-Test (LDDST): Gilt als Standardtest zur Unterscheidung zwischen Morbus Cushing (Hypophyse) und adrenalem Cushing (Nebenniere).
- UCCR-Test (Urin-Cortisol-Kreatinin-Ratio): Ein einfacher Screeningtest mit Morgenurin – gut zum Ausschluss, aber nicht zur sicheren Bestätigung geeignet.
Ein Ultraschall beim Hund kann zeigen, ob die Nebennieren vergrößert sind. Wichtig: Einzelne Testergebnisse reichen in der Regel nicht aus – erst die Gesamtheit der Befunde liefert ein klares Bild.
So erfolgt die Behandlung des Cushing-Syndroms bei Hunden

Welche Behandlung des Cushing-Syndroms beim Hund infrage kommt, hängt vor allem von der Ursache ab. Liegt ein gutartiger Tumor der Hypophyse (Morbus Cushing) vor, wird dieser in der Regel medikamentös behandelt. Deutlich seltener betrifft die Erkrankung einen Tumor der Nebennieren, der bei geeigneter Lage operativ entfernt werden kann.
Das häufig eingesetzte Medikament Trilostan hemmt die körpereigene Cortisolproduktion und gilt in vielen Fällen als Mittel der Wahl. Die Behandlung beginnt mit einer niedrigen Dosis und wird über regelmäßige ACTH-Stimulationstests angepasst. Diese Langzeittherapie kann dem Hund ein weitgehend normales Leben ermöglichen – vorausgesetzt, die Medikation wird exakt eingestellt und regelmäßig kontrolliert.
Wird das Cushing-Syndrom nicht behandelt, besteht ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus beim Hund, Pankreatitis, Harnsteine, Lungenembolien oder hartnäckige Haut- und Harnwegsinfektionen. Daher wird aus tierärztlicher Sicht meist zu einer Behandlung geraten.
Bei älteren Hunden oder im Endstadium des Cushing-Syndroms, muss jedoch sorgfältig abgewogen werden, ob eine Therapie sinnvoll ist. Das gilt insbesondere für chirurgische Eingriffe oder Bestrahlungstherapien, die vor allem bei größeren Hypophysentumoren zum Einsatz kommen.
Welche Nebenwirkungen können bei der Therapie des Cushing-Syndroms bei Hunden auftreten?
Die Behandlung des Cushing-Syndroms beim Hund ist in den meisten Fällen gut verträglich. Dennoch kann es vereinzelt zu Nebenwirkungen kommen, vor allem wenn die Dosierung zu hoch ist oder die Wirkung zu stark ausfällt.
Die schwerwiegendste Komplikation ist der sogenannte Morbus Addison beim Hund – eine Unterfunktion der Nebennieren, bei der zu wenig Cortisol gebildet wird. Diese kann durch eine Übertherapie ausgelöst werden. Symptome können Schwäche, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit und in schweren Fällen ein Zusammenbruch des Kreislaufs sein. Eine Blutuntersuchung zeigt dabei oft erhöhte Kaliumwerte und niedriges Natrium – ein Hinweis auf eine therapiebedingte Addison-Krise, die unbehandelt lebensgefährlich sein kann.
Weitere mögliche Nebenwirkungen im Verlauf der Therapie von Hunden mit Cushing-Syndrom:
- Bluthochdruck durch langanhaltenden Cortisolüberschuss
- Thrombosen oder Lungenembolien
- Diabetes mellitus, vor allem bei Tieren mit dauerhaft erhöhtem Cortisolspiegel
- Demodikose – eine Hauterkrankung durch Milben, die bei geschwächtem Immunsystem auftreten kann
- Verhaltensänderungen oder neurologische Auffälligkeiten, insbesondere bei großen Tumoren der Hypophyse
Um Nebenwirkungen wie Morbus Addison frühzeitig zu erkennen, wird die Wirkung der Medikamente bei Hunden mit Cushing-Syndrom regelmäßig über spezielle Tests kontrolliert – insbesondere zu Beginn der Behandlung. Eine engmaschige Kontrolle der Therapie durch Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt minimiert diese Risiken somit deutlich. Sollte Ihr Hund nach Beginn der Behandlung ungewöhnlich wirken, zögern Sie nicht, sofort eine tierärztliche Praxis zu kontaktieren.

Ist das Cushing-Syndrom beim Hund heilbar?
Das Cushing-Syndrom beim Hund gilt in der Regel als nicht heilbar, da es sich um eine chronische Hormonstörung handelt. Ziel der Behandlung ist es, den Cortisolüberschuss zu regulieren und damit die für das Cushing-Syndrom typischen Symptome beim Hund, wie Zittern, Hautveränderungen oder vermehrtes Trinken, zu lindern. Bei gut eingestellter Therapie kann sich die Lebenserwartung beim Cushing-Syndrom bei Hunden deutlich verbessern.
In seltenen Fällen – zum Beispiel bei einem klar abgegrenzten Nebennierentumor – kann eine Operation infrage kommen. Dann ist unter bestimmten Bedingungen eine Heilung möglich. Unbehandelt verschlechtert sich der Zustand des Hundes jedoch in der Regel zunehmend. Daher ist eine frühzeitige Diagnose wichtig, um die Lebensqualität Ihres Hundes zu erhalten.
Worauf sollten Hundebesitzer bei einem Hund mit Cushing-Syndrom achten?

Ein Hund mit Cushing-Syndrom benötigt nicht nur medizinische Betreuung, sondern auch besondere Aufmerksamkeit im Alltag. Die Ernährung des Hundes spielt dabei eine zentrale Rolle. Eine fettreduzierte und ballaststoffreiche Fütterung kann helfen, Gewichtszunahme und Blutzuckerschwankungen zu vermeiden – besonders wichtig, da einige Hunde zusätzlich Diabetes mellitus entwickeln. Auch Verdauungsprobleme wie Durchfall können bei Hunden mit Cushing-Syndrom häufiger auftreten und lassen sich durch eine angepasste Ernährung oft lindern. Süße Snacks oder unregelmäßige Fütterungen sollten daher vermieden werden.
Auch im täglichen Umgang ist Achtsamkeit gefragt. Viele betroffene Hunde zeigen Muskelschwäche und sind schneller erschöpft. Spaziergänge sollten daher an das individuelle Energielevel angepasst werden. Gleichzeitig ist leichte Bewegung sinnvoll, um die Muskulatur zu erhalten. Die Pflege der Haut ist ebenfalls wichtig, da bei Hunden mit Cushing-Syndrom Hautinfektionen, Juckreiz und dünner werdendes Fell durch ein geschwächtes Immunsystem begünstigt werden. Achten Sie zudem auf Veränderungen an den Augen, da auch die Augen bei einem Hund mit Cushing-Syndrom wichtige Hinweise auf den Gesundheitszustand geben können.
Verhaltensänderungen, übermäßiges Trinken, Zittern oder Appetitlosigkeit können Hinweise auf Komplikationen sein. Beobachten Sie Ihren Hund aufmerksam und halten Sie engen Kontakt zur Tierärztin oder zum Tierarzt – so können Probleme früh erkannt und die Therapie des Cushing-Syndrom beim Hund bestmöglich angepasst werden.
Gibt es eine Vorbeugung gegen das Cushing-Syndrom bei Hunden?
Dem Cushing-Syndrom beim Hund lässt sich in den meisten Fällen nicht gezielt vorbeugen, da die Erkrankung häufig durch spontane Tumorbildungen in der Hypophyse oder den Nebennieren ausgelöst wird. Diese Veränderungen sind meist genetisch bedingt oder entstehen aufgrund des Alters des Vierbeiners – gezielte Maßnahmen zur Verhinderung gibt es daher nicht.
Eine Ausnahme bildet das sogenannte iatrogene Cushing-Syndrom, das durch die langfristige oder hochdosierte Gabe von Kortisonpräparaten entsteht. Bei Hunden mit iatrogenem Cushing-Syndrom ist es besonders wichtig, dass Medikamente nur nach Rücksprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt eingesetzt werden und Dosierung sowie Anwendungsdauer regelmäßig überprüft werden. Eigenständige oder zu lange Anwendung kann das Risiko deutlich erhöhen.
Fazit: Cushing-Syndrom beim Hund früh erkennen und gezielt behandeln
Das Cushing-Syndrom beim Hund ist eine chronische, nicht heilbare, aber in der Regel gut behandelbare Erkrankung. Eine rechtzeitige Diagnose und eine individuell angepasste Therapie können Beschwerden wie Zittern, Hautprobleme oder vermehrten Durst unter Kontrolle bringen und Folgeerkrankungen vorbeugen.
Achten Sie besonders bei älteren Tieren auf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Bluttests oder Urinanalysen ermöglichen es, Veränderungen früh zu erkennen. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung können die Lebensqualität beim Cushing-Syndrom bei Hunden verbessern und oft auch deren Lebenserwartung erhöhen.
Quellenangabe:
- https://www.tierarztpraxis-suelldorf.de/2016/04/cushing-syndrom-beim-hund/
- https://www.tieraerzteverlag.at/vetjournal/202003/cushing-syndrom
- https://www.tierarzt-engelskirchen.com/post/besitzerinformation-zum-thema-morbus-cushing
- https://www.med.vetmed.uni-muenchen.de/einrichtungen/innere_medizin/leistungen/endokrinologie/cushing-syndrom.pdf
- https://tierheilpraktikerverband.ch/wp-content/uploads/2021/12/usus-ausgabe_2_okt18_MAIL.pdf
- https://www.anicura.de/fuer-tierbesitzer/hund/wissensbank/morbus-cushing/